Sabine - Schlafstörung

Bei Kindern, vor allem bei Mädchen, verbinde ich die Craniosacralarbeit oft mit einem Zeichentest. Das Mädchen zeichnet ein Dorf, das bestimmte Gebäude wie ein Rathaus, ein Schloss, eine Kirche, einen Friedhof, eine Fabrik, eine Schule, ein Gefängnis, einen Bahnhof, ein Krankenhaus und das eigene Haus enthalten soll. Das Blatt wird dann in drei Teile quer und in drei Teile längs geteilt. Es wird gedeutet in welchem Teil des Blattes welches Gebäude steht.

So habe ich es auch mit Sabine gemacht. Sie ist acht Jahre und kam mit ihrer Mutter, weil sie abends nicht einschlafen kann und in der Nacht sehr oft aufwacht. Den Schlafmangel hat man Sabine gleich angesehen, sie hat starke Ringe unter den Augen. Sabine ist sehr schüchtern und erzählt nicht gerne von sich, so ist dieser Zeichentest ihr viel lieber gewesen.

Sie zeichnet in die Mitte (bewusste Gegenwart) ihres Blattes die Kirche – Symbol für die Einstellung zu Religion und Moral und ihr eigenes Haus – der eigene Standpunkt - in die unterbewusste Zukunft. Das Schloss – Symbol für Wünsche - zeichnet sie in den Raum, der für die bewusste Vergangenheit steht.

Auf meine Frage bezüglich der Kirche, erzählt Sabines Mutter, dass Sabine in den Erstkommunionunterricht geht und daher jeden Sonntag zur Kirche gehen muss, was sie absolut nicht möchte. Es stimmt auch, dass Sabine seit längerer Zeit keinerlei Wünsche äußere und es daher schwierig ist ihr eine Freude zu machen. Die Hoffnung wieder ein eigenständiges Wesen zu sein und die eigenen Pläne verwirklichen zu können hat Sabine in die unterbewusste Zukunft rutschen lassen. Das heißt es ist ihr selbst gar nicht bewusst, dass sie ihren Weg, ihre Pläne ihr eigenes Wesen aus den Augen verloren hat. Bewusst ist ihr, dass sie von in die Kirche gehen muss und dass sie das nicht möchte, aber nichts dagegen tun kann. Deswegen legt sie ihre eigenen Wünsch ad acta und fügt sich, brav wie sie ist.

Sabine legte sich brav und scheinbar ruhig auf den Tisch. Beim ersten Kontakt mit meinen Händen spürte ich jedoch die große Unruhe, die in ihr war. Es musste sie viel Beherrschung kosten, nach außen so ruhig zu wirken. Nach einiger Zeit stellte der craniosacrale Puls ab und sie ging durch einen recht kurzen Stillpunkt. Danach war die Unruhe wie weggeblasen. Anschließend tastete ich ihr os sphenoidale und spürte eine Verschiebung nach rechts. Ich induzierte einen Impuls an diesen Knochen noch weiter nach rechts zu gehen und bald befanden wir uns in einem wunderschönen Entwirrungsprozess. Diesem Entwinden eines Knochens folge ich mit meinen Händen und mit meinem mentalen Fokus. Sabine wurde immer ruhiger und schläfriger. In dem Moment in dem das os sphenoidale mit seinem Entwindungsprozess fertig war, meinte Sabine, dass es jetzt schon fad wäre. Sie wirkte viel aufgeweckter und lebhafter als zu Beginn der Behandlung und drückte sehr klar ihren Wunsch nach Beendigung der Behandlung aus. „Sieh da“, dachte ich mir „sie hat sich aber schnell wieder gefunden“.

Feedback:

Bei der Heimfahrt erzählte Sabine ihrer Mutter, dass sie sehr wohl Wünsche hätte. Sie wolle wieder mit dem Westernreiten beginnen. Am Telefon berichtete mir die Mutter, dass die Ein- und Durchschlafprobleme von Sabine behoben seien und dass sie ein sehr gutes Gefühl für die positive Weiterentwicklung ihrer Tochter habe.

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