„Wär nicht das Auge sonnenhaft,

Die Sonne könnt es nie erblicken;

Läg nicht in uns des Gottes eigne Kraft,

Wie könnt uns Göttliches entzücken?“

Johann Wolfgang von Goethe

ADHS/ADS

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), die auch als Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom oder Hyperkinetische Störung (HKS) bezeichnet wird, ist eine bereits im Kindesalter beginnende psychische Störung, die sich durch Probleme mit der Aufmerksamkeit sowie Impulsivität und häufig auch Hyperaktivität auszeichnet. Etwa drei bis zehn Prozent aller Kinder zeigen Symptome im Sinne einer ADHS. Jungen sind deutlich häufiger betroffen als Mädchen.[ Die Symptome können mit unterschiedlicher Ausprägung bis in das Erwachsenenalter hinein fortbestehen.

Daneben existieren alternative Bezeichnungen und Abkürzungen, welche teilweise übereinstimmende Krankheitsbilder beschreiben, teilweise spezielle Ausprägungen bezeichnen. Verbreitet ist besonders die Bezeichnung Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS). Veraltet sind hingegen die Bezeichnungen Minimale Cerebrale Dysfunktion (MCD) und Psychoorganisches Syndrom (POS). International wird üblicherweise von Attention Deficit/Hyperactivity Disorder (ADHD), bzw. Attention Deficit Disorder (ADD) gesprochen.

Die Aufmerksamkeitsdefizitstörung ist nach derzeitigem Stand (ein multifaktoriell bedingtes Störungsbild mit einer erblichen Disposition, welche die Ausbildung der Krankheit begünstigt. Auf neurobiologischer Ebene wird es unter anderem als striatofrontale Dysfunktion erklärt. Für den Verlauf und die individuelle Ausprägung spielen daneben psychosoziale Faktoren und Umweltbedingungen eine wichtige Rolle.

Betroffene und ihre Angehörigen stehen meist unter erheblichem Druck. Versagen in Schule oder Beruf und die Entwicklung von weiteren psychischen Störungen sind häufig. Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad, den jeweiligen Symptomen sowie dem Alter des Betroffenen. Wegen der Komplexität der Störung wird angestrebt, verschiedene Behandlungsansätze zu einer auf den Patienten und sein soziales Umfeld zugeschnittenen Therapie zu kombinieren.

Tic-Störungen

Tic-Störungen (einschl. Tourette-Störung) gehören ebenfalls zu den komorbiden Krankheiten von ADHS. Dabei bezeichnet eine Tic-Störung eine rasche, unwillkürliche, unregelmäßig wiederkehrende motorische Entladung in einzelnen Muskeln oder Muskelgruppen. Auffallend wird ein Tic durch teilweise heftige körperliche Bewegungen oder Lautäußerungen.

Negatives Selbstkonzept oder depressive Störungen

Ein negatives Selbstkonzept, also eine überwiegend negative Sicht der eigenen Person und des eigenen Handelns oder eine Depression sind weitere häufige komorbide Erkrankung im Kindesalter.

Angststörungen

Bei unbehandeltem ADHS kann es wegen der ständigen sozialen Konflikte zu Angststörungen wie der Soziale Phobie kommen. Häufiges Versagen in Schule und Beruf kann zu der Entwicklung von Leistungsangst beziehungsweise einer Anpassungsstörung beitragen.

Stärken durch ADS

Neben den negativen Symptomen haben ADS-Betroffene auch viele Stärken oder positive Eigenschaften. Diese wurden beispielsweise von Bernd Heßlinger aufgelistet und den Schwächen gegenübergestellt. In der Psychotherapie wird versucht solche Stärken zu fördern.

Häufigste Stärken von ADS-Betroffenen

Zu den häufigen Stärken von ADS-Betroffenen gehört ihre Hypersensibilität, die sie Veränderungen sehr schnell erfassen lässt, was sich meist in einer besonderen Empathie und einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn äußert. Ihre Begeisterungsfähigkeit, die sich in besonderer Kreativität und Offenheit äußern kann, ihre Impulsivität, die sie richtig dosiert zu interessanten Gesprächspartnern macht oder z.B. der Hyperfokus, der zu langem ausdauerndem und konzentriertem Arbeiten an bestimmten Themen führen kann.

Hyperaktivität kann auch zu besonderer Begeisterung am Leistungssport führen.

Alle diese Stärken sind ADS-Symptome, die sich Betroffene mit leichter bis mittlerer ADS und in Grenzen auch schwer Betroffene nutzbar machen können. Am ehesten gelingt dies im Rahmen einer Verhaltenstherapie.

Thom Hartmann hat in seinem Buch „Eine andere Art die Welt zu sehen“ die These aufgestellt, Betroffene seien aus genetischer Sicht die Nachfahren der steinzeitlichen Jäger und Sammler (Hartmann nennt sie Hunter). Ihm zufolge ist die heutige moderne Gesellschaft eine Weiterentwicklung der Gesellschaft sesshaft gewordener Farmer. Um sich in dieser Gesellschaftsform leicht zurechtzufinden, benötigt man andere Voraussetzungen und Fähigkeiten als in einer von Huntern geprägten Gesellschaft. Dieser Unterschied zwingt Hunter dazu, sich mit ihren anderen Fähigkeiten und Voraussetzungen einer Farmer-Gesellschaft anzupassen.

Wie ein Farmer zu leben, stellt für Hunter jedoch eine permanente potentielle Belastung dar. Daher stehen sie vor der Aufgabe, einen Weg zu finden, sich ihre Fähigkeiten trotz der ungünstigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zum Vorteil machen zu können. Das Ziel ist, Anerkennung für ihre besonderen Talente zu erlangen, anstatt permanent nur „anzuecken“.

ADS und Hochbegabung

Auch hochbegabte Kinder können von ADHS betroffen sein. Es bleibt allerdings unklar, ob die Störungen der Kinder primär von ADS oder dem falschen Umgang mit ihrer Hochbegabung herrühren

Indigo-Kinder

Nach einer in der Esoterik-Szene verbreiteten These der angeblich übersinnlich begabten Amerikanerin Nancy Ann Tappe würde seit den 1970er Jahren eine Generation von sogenannten Indigo-Kindern geboren werden. Diese Kinder seien sowohl mit schwierigen Persönlichkeitsmerkmalen als auch mit besonderen spirituellen Fähigkeiten ausgestattet. Die medizinische Kategorisierung der Verhaltensauffälligkeit als ADHS wird abgelehnt; stattdessen werden die Kinder als Vorboten und Vollbringer einer neuen und besseren Welt gesehen. Die Theologen Andreas Fincke und Matthias Pöhlmann stehen dem Konzept der Indigo-Kinder, das in der Ratgeberliteratur für Eltern vielfach verbreitet wird, kritisch gegenüber und sehen in ihm einen „Inbegriff einer fortschrittsoptimistisch gestimmten Heils- und Zukunftshoffnung“, die jedoch in der Gefahr stehe, den betroffenen Kindern medizinische Hilfe vorzuenthalten.

Quelle: Wikipedia

Aufmerksamkeitsdefizit

Kant sagt:

"das Abenteuer des Geistes steht der Kürze der verfügbaren Zeit gegenüber."

Prof. Konrad Lorenz

Konrad Lorenz (1903 – 1989) in einem Interview des ORF:

"Alle unsere Bewusstseinsinhalte begründen in der Evolution, damit wir uns nach ihnen richten im Wesen des Lebens."

"Das Leben trägt funktionell Neuverhalten in sich, es kann unter Selektionsdruck neue Formen und abstrahierende Fähigkeiten entwickeln."

Dafür ist die veränderte Gestaltwahrnehmung Voraussetzung.

In die heutige Zeit übersetzt heißt das, dass jedes Kind angeborene Fähigkeiten hat und in der aufgeschlossenen Gesellschaft die Möglichkeit bekommt, seine eigene Art, seine Eigenart, auszubilden und zu leben.

  • Die Fähigkeit zum Erlernen ist angeboren.
  • Alle Fähigkeiten, die wir uns anlernen müssen nicht angeboren sein.
  • Von einem Programm können mehrere Möglichkeiten verwirklicht werden.
  • Freiheit muss das Zufallselement einschließen.
  • Im Begriff der Freiheit muss das Prinzip der Unterdrücktheit einbezogen sein.
  • Voraussetzung für Freiheit ist Unentschiedenheit.
  • Was wir von der Welt erleben ist wie ein Foto. Wir können nie sagen, was es noch gibt und wie viel unser Gehirn nicht erfassen konnte.
  • Wenn es keine Beziehung zu unserem Erleben und unserer Sicht der Dinge gibt, die reale Welt wird uns grundsätzlich nicht zugänglich sein.
  • Wo Wissen einem im Stich lässt ist es erlaubt zu spekulieren.
  • Die greifende Hand, die spielerisch die Hand des Bruders ergreift, lässt ahnen, dass die Hand des Bruders und meine die ähnliche oder gleiche ist.
  • Alles Wissen ist uns grundsätzlich zugänglich – alle sehen die gleiche Sonne

Aus diesen Forschungsergebnissen von Prof. Konrad Lorenz lässt sich erahnen, wie komplex das Thema Aufmerksamkeitsdefizit ist und dass wir Kindern erst konkret und ohne Medikamentation helfen können, wenn wir all diese Ansätze in unser Denken integrieren.