Geschwisterstrukturen

Das Einzelkind

Auf Einzelkinder fokussiert sich die gesamte Familie und das kann für das Kind ganz schön anstrengend sein. Andererseits ständig im Mittelpunkt zu stehen hat auch seinen besonderen Reiz und diese Kinder entwickeln ein großes Selbstvertrauen. Da das Kind unter lauter Erwachsenen aufwächst hat es meist einen reicheren und „alt klügeren“ Wortschatz als ein Kind mit Geschwistern.

Da das Einzelkind nie teilen muss, fühlt es sich nie übergangen und entwickelt meist eine sehr soziale Ader. Schon im frühen Kindesalter hat es mit dem Teilen kein Problem, im Gegenteil es verhält sich sehr großzügig gegenüber anderen Kindern.

Es kann ein Vorteil sein nie um etwas kämpfen zu müssen, um sich seinen Teil zu sichern, aber manchmal wird die nicht geübte Durchsetzungsfähigkeit im Berufsleben Probleme mit sich bringen.

Da das Kind gewöhnt ist, sich ständig mit Erwachsenen zu unterhalten wird es im späteren Leben mit der Kommunikation kaum Probleme haben und kann sich in Gruppen gut behaupten.

Väter, die auch ein Einzelkind waren, werden auf ihre Kinder mehr eifersüchtig sein, da sie ja nicht gewöhnt sind die Frau zu teilen. Der Vater will, so wie er es gewöhnt ist im Mittelpunkt stehen.

Ist die Mutter ein Einzelkind, erfüllt sie sich mit ihrem Kind meist den Traum eine kleine Schwester oder einen kleinen Bruder zu haben. So verhält sie sich eher als Schwester, als als Mutter und ihre kleinen Meinungsverschiedenheiten hören sich eher wie Geschwisterstreit an.

Jedes erstgeborene Kind ist erst mal ein Einzelkind. Je nachdem, wie alt das Kind bei der Geburt des Geschwisterchens ist wird es mehr oder weniger Probleme haben zu akzeptieren, dass da noch jemand ist, der Aufmerksamkeit fordert.

Zwillinge

Zwillingsgeschwister bedeuten einander meist noch mehr, als Geschwister unterschiedlichen Alters. Das könnte später Probleme in der Partnerschaft nach sich ziehen, denn das innige Aneinanderhaften der beiden stört den Partner meist.

Sind die Zwillinge zweieiig und verschiedenen Geschlechtes, verhält sich das Mädchen bald so wie eine große Schwester. Das wird sich nach der Pubertät wahrscheinlich ändern und der Junge übernimmt die Rolle des Beschützers, der jeden Freier sehr genau in Augenschein nimmt.

Fast Zwillinge

Zwei Geschwister, die knapp (geringer als 18 Monate) nacheinander geboren wurden.

Das ist eine schwierigere Konstellation, da das Erstgeborene ja selbst noch ein Baby ist. Hier kommt es auf die Belastungsfähigkeit der Eltern an, ob es ihnen möglich ist sich ausreichend um beide zu kümmern. Das ältere Kind fühlt sich auch im späteren Leben oft vernachlässigt und hat das Gefühl zu kurz zu kommen.

Drei - vier Jahre wären als Abstand zwischen Geschwistern ideal.

Es geht hier nicht nur um essen, trinken, wickeln, schmusen. Bei längerem Zeitunterschied haben auch die Eltern wieder Zeit sich zu erholen. Ein Dreijähriger braucht nicht so intensive Betreuung, wie ein 12 Monate altes Kind, das gerade die ersten Zähne bekommt und die ganze Nacht schreit. Kaum schläft dieses Kind die erste Nacht durch, schreit schon das zweite Kind. Der Satz: dann hab ich es gleich in einem Aufwaschen, gilt nur bedingt. Genießen kann man Schwangerschaft und Säuglingsalter nur wenn man ein bisschen Ruhe und Entspannung hat, und die hat man bei einem einjährigen kaum.

Großer Bruder - kleine Schwester

Super Kombination, wenn der Abstand mehr als drei Jahre beträgt, denn da hat der Bub ausreichend Zeit sich zu entwickeln und die kleine Schwester kann ihn nicht einholen. Er ist meist sehr stolz auf seine kleine Schwester und beschützt sie ein Leben lang. Durch die Entwicklung der kleinen Schwester wird er oft zum Frauenversteher. Er wird seine Gefühle seiner Partnerin gegenüber liebevoll und zärtlich zum Ausdruck bringen können und auch im Berufsleben kein Problem mit dem Umgang mit Frauen haben

Die kleine Schwester weiß wie Männer ticken. Sie sieht zu ihrem großen Bruder auf, bewundert ihn und wickelt ihn gleichzeitig um den kleinen Finger. So hat sie im späteren Leben kein Problem im Umgang mit Männern.

Große Schwester - kleiner Bruder

Die große Schwester wird den kleinen Bruder bemuttern und fühlt sich als Miterzeieherin. Oftmals stellt sie ihre eigenen Bedürfnisse zurück und ist sehr fürsorglich und hilfsbereit.

Da sie sehr früh die Schwächen der Männer wahrnimmt und sich in sie einfühlen kann ist sie als Erwachsene die ideale Beraterin und der Typ Frau, dem man sich gern anvertraut und bei dem man sich gut aufgehoben fühlt. So ist sie eine Anlaufstelle für alle und hat meist zu wenig Zeit für sich selbst.

Der jüngere Bruder ist es gewöhnt, dass entweder die Eltern oder die Schwester stets auf ihn aufpassen, dass er von Liebe getragen wird. So entwickelt er weniger Seblsthilfepotential, weil er lieber den Hilflosen spielt oder sich Hilfe erschmeichelt.

Im Großen und Ganzen ist er ein angenehmer Zeitgenosse, der im Berufsleben ein geschätzter Kollege ist, weil er immer einen Scherz auf den Lippen hat, der seine sympathische Ausstrahlung verstärkt.

Da es für ihn immer selbstverständlich war, dass alle ihm helfen, versucht er die Partnerin in die Rolle seiner großen Schwester zu drängen und veranlasst sie Entscheidungen zu treffen und alle Verantwortung auf sich zu nehmen.

Zwei Schwestern

Wenn nach einer Kronprinzessin eine zweite geboren wird, gibt das Anlass zu Eifersucht und Kampf um die Aufmerksamkeit der Eltern.

Die Ältere wird automatisch Miterzieherin und daraus resultiert, dass sie als Erwachsene sehr kompetent und herrisch auftritt. Sie sieht in jedem die kleine Schwester, die sie herum kommandiert. Sie ist aber auch bereit Verantwortung zu übernehmen und packt überall mit an, sodass sie im Berufsleben bald in die Führungsetage aufsteigt.

Die Jüngere stichelt immer nach oben und weiß genau, wie sie ihre Schwester zur Weißglut treibt. Dieses Wissen um die Schwächen der „Großen“ kann sie im Erwachsenenalter zu einer gefährlichen Kollegin machen. Sie ist Anweisungen gewöhnt, weiß aber sie zu umgehen oder einfach zu ignorieren. Ist sie in einem stark hierarchischem Unternehmen beschäftigt fällt sie durch ihre Aufmüpfigkeit gegenüber Vorgesetzten auf.

Andererseits konnte sie sich freier entwickeln und hatte weniger Verantwortung als ihre große Schwester, sodass sie viel lockerer und aktiver auftritt. Sie wirkt sehr weiblich und kennt sich mit Kleidung und Make up bestens aus. Sie ist impulsiv und voll Charme, wenn sie gut drauf ist, geht ihr etwas gegen den Strich verbreitet sie schlechte Laune und tut ihren Unmut, wenn auch nicht immer mit Worten, sondern körpersprachlich kund. Bei ihr weiß man meist genau, wie sie sich fühlt. Hilfe nimmt sie gerne an und stellt sich manchmal dümmer als sie ist, damit ihr andere die Arbeit abnehmen.

Zwei Brüder

Gratulation, das ist eine Herausforderung für die Eltern. Entweder bekämpfen sich die zwei Burschen oder sie hecken gemeinsam irgendeine Gaunerei aus. In jedem Fall ist es anstrengend. Der Ältere wird die Führung übernehmen und sein kleiner Bruder muss sich ihm unterordnen, sonst ist er aus der Sache raus. Nicht selten bekommt der Falsche der Beiden die Strafe.

Im Berufsleben setzt sich dieses Verhalten fort, der ältere kämpft verbissen um Vormachtstellung, fordert Korrektheit und Unterordnung. Der jüngere ist ein kleiner Wadelbeisser. Er begehrt gern gegen Anweisungen von Vorgesetzen auf, er möchte auf keinen Fall bevormundet werden. Herrscht unter den Kollegen ein lockeres Klima ist er ein sehr guter sympathischer Mitarbeiter.

Drei Mädchen

Hier haben wir mit einer entthronten Kronprinzessin, einer nach oben kämpfenden Stichlerin und einer Mitläuferin zu tun. Die jüngste findet sich in der Rolle der Nesthockerin wieder und entwickelt wenig Selbstvertrauen. Sie ist meist phantasievoll und künstlerisch begabt. Wenn die beiden älteren Schwestern eine „brave“ Berufswahl getroffen haben, hat sie die Freiheit sich einem kreativen Beruf zuzuwenden.

Eltern von drei Mädchen müssen sich bemühen möglichst gerecht allen dreien Verantwortung zu übertragen und jedes einzelne Mädchen als, das was es ist wahrzunehmen, damit sie ein gutes Selbstbewusstsein entwickeln.

Drei Burschen

Drei wie Pech und Schwefel, die richtigen Lausbuben, die, wenn sie nicht gerade miteinander streiten fest zusammenhalten.

Schwester - Bruder – Schwester

Die Schwestern verhalten sich zueinander wie zwei Schwestern siehe oben und der Bursche in der Mitte ist wie ein Kronprinz, der je nachdem wer ihm gerade seine Wünsche erfüllt, seine Aufmerksamkeit schenkt.

In einem von Frauen dominierten Haushalt ist er über Make up, Kleidung Kochrezepte bestens informiert. Daher ist er bei Frauen als Gesprächspartner sehr beliebt. Er kann sich in Frauenthemen richtig gut einfühlen und kann ein richtig guter „Therapeut“ und Berater werden. Andererseits fordert er schon ein, dass er verwöhnt wird und seine Bedürfnisse erfüllt werden. Häusliche Verpflichtungen überlässt er lieber seiner Frau, aber seinen Kindern wird er ein guter Kumpel sein.

Bruder - Schwester – Bruder

Sie wird in die Rolle als Schiedsrichterin und Diplomatin geboren. Die beiden Burschen ringen um ihre Gunst oder sie tun sich zusammen und spielen ihr Streiche. Sie muss ständig auf der Hut sein. Durch diese Konstellation erwirbt sie große Männerkenntnis, weiß über die neuesten Autos und Computer Bescheid und wird von Männern als Gesprächspartnerin geschätzt.

Die Kinder der Großfamilie

Das Verantwortungsbewusstsein der älteren Kinder ist hier sicher stärker ausgeprägt, als bei anderen Geschwisterkonstellationen.

Ich bin selbst mit sieben Geschwistern aufgewachsen und hatte eine sehr schöne Kindheit und Jugend.

Der Altersunterschied zwischen der ältesten und der jüngsten Schwester betrug 20 Jahre. Man kann sich vorstellen, dass die älteren Geschwister eher Miterzieher waren und auch fallweise die Jüngeren betreut haben.

Natürlich verbrachte ich mehr Zeit mit den Geschwistern, die mir altersmäßig am nächsten standen, sodass hier andere Prägungen, als die der älteren Geschwister, denen man ständig nachgeeifert hat, stattfanden.

Insgesamt gesehen meine ich, dass Kinder in einer Großfamilie mehr Freiraum haben, weil die Eltern gar keine Zeit haben sich den Einzelnen zu konzentrieren.