Der Ichkomplex

Vom Ichkomplex sagt Jung, er bilde das für unsere Psyche charakteristische Zentrum. Der Gefühlston des Ichkomplexes, das Selbstgefühl, ist Ausdruck aller körperlichen Empfindungen, ist aber auch Ausdruck all jener Inhalte der Vorstellung, die wir als zu unserer Person zugehörig empfinden.

Alle Assoziationen, die mit dem Ichkomplex verbunden sind, kreisen um das Lebensthema der Identität, der Identitätsentwicklung und des damit verbundenen Selbstgefühls. Basis unserer Identität ist das Gefühl der Vitalität und damit im engsten Zusammenhang das Gefühl der Ichaktivität: Es ist das Gefühl des Lebendig seins, und in diesem Gefühl wurzelt die Möglichkeit, sich als Ich aktiv einzubringen im Leben, etwas aktiv zu bewirken, sich letztlich selbst zu verwirklichen.

Vitalität, Ichaktivität und Selbstverwirklichung bedingen einander. Zur Ichaktivität gehört im Laufe der Entwicklung immer mehr auch die Selbstbestimmung statt der Fremdbestimmung. Zum Erleben der eigenen Identität gehört auch das sichere Wissen um sich selbst, um die Vorstellungen, die ich von mir habe, in Abgrenzung und in der Auseinandersetzung mit Vorstellungen, die andere von mir haben und an mich herantragen.

Voraussetzung für diesen relativ abgegrenzten Ichkomplex ist, dass sich der Ichkomplex altersgemäß aus den Elternkomplexen heraus differenziert, damit auch autonomer wird und dass der Mensch sich neuen Beziehungen und Erfahrungen aussetzt.