Animus

So wie die Anima Herrin der Launen des Mannes ist, ist der Animus Herr der Meinungen der Frau. Seine typische Ausdrucksweise zeigt sich in Urteilen, Verallgemeinerungen und kritischen Bemerkungen, die nicht aus dem Gedanken- und Gefühlsprozess der Frau selbst stammen, sondern sich auf verschiedene Autoritäten abstützen, wie Vater oder Mutter, Bücher oder Artikel, die Kirche, die Politiker, der Guru etc.

Der Animus steht hinter den autonomen, kritischen und eigenwilligen Gedanken, die in das Bewusstsein der Frau eindringen. Er stellt daher eine minderwertige männliche Logik dar, so wie die Anima eine minderwertige weibliche Emotionalität verkörpert.

In Träumen zeigt sich der negative Animus oft als eine Gruppe von Männern, selten als Einzelwesen. Z.B. kann er wie einige ungebildete und uniformierte Männer, die um den Stammtisch sitzen und ihre Ansichten über Politik oder Religion zum Besten geben, klingen.

Die Meinungen des Animus haben einen unangenehmen, sogar destruktiven Charakter und können auf andere Menschen oder direkt auf die Frau persönlich projiziert werden. Im ersten Fall wird die Frau aufgrund ihrer plumpen Aburteilungen von den Betroffenen abgelehnt, im zweiten Fall kann sie sich selbst nicht leiden, da die Urteile des Animus ihr Selbstwertgefühl zerstören. Daher kann der Animus die Frau auch ihrer Kreativität berauben.

Der Animus hindert andere oft daran die warme empfindsame Seite der Frau aufzuspüren und zu erfahren. Diese so besessene Frau wirkt wie eine harte, disziplinäre, kritische, hart urteilende Person. Dadurch ist anderen der Zugang zu ihrer Zärtlichkeit und Zuneigung, zu ihrer Wärme verwehrt.

Seltsamerweise sind diese Frauen in ihren Gefühlen leicht verletzbar und leicht gekränkt. Sie reagieren bestürzt und verstehen nicht, warum andere Menschen sie nicht lieben.

Wenn der Animus in der Psyche der Frau am Werk ist, ist es treffend ihn: großen Ankläger, Oberwachtmeister, großer Schiedsrichter, innerer Richter oder Pflicht-Dämon zu nennen.

  • Es gibt bestimmte Worte und Bemerkungen, die der Animus besonders liebt:
  • sollte, „Du taugst überhaupt nichts“, „Du machst alles falsch“, „Andere sind besser als du“, „Du bist ein Versager“.

Wenn er seine Meinung äußert, geschieht das mit dem Anschein größter Autorität, wie eine Verkündigung, die meist unanfechtbar ist.

Die Scheinlogik des Animus ist einer der Gründe, warum andere Menschen so irritiert reagieren. Seine Urteile, Folgerungen und Kritiken sind besonders grob und beißend, da sie mit der gefühlsmäßigen Realität der betreffenden Situation nicht im Zusammenhang stehen.

Die Unterscheidung des Animus fällt leichter, wenn die Frau diese plötzlich in ihr auftauchenden Gedanken erkennt und spürt, dass sie von einer Kraft in ihrem Inneren stammen, und sich die Zeit nimmt, diese zu hinterfragen.

Da Animus und Anima so irritierend wirken ist es nicht verwunderlich, dass sie leicht in Konflikt geraten.

Der Mann vermeidet seine schlechte Laune, indem er sich fragt: Wo ist etwas missglückt? Was lehnt meine innere Frau ab?

Die Frau muss ausdrücken was sie beunruhigt und was sie fühlt, dann ist sie es die spricht.

Zum Abschluss noch eine Erläuterung, wie sich Animus negativ auf unsere Partnerwahl auswirken können:

  • Da die beiden so leicht auf das Gegengeschlecht projiziert werden und uns oft in dem Ausmaß besitzen, dass wir uns ihrer nicht bewusst sind, haben sie häufig entscheidenden Einfluss darauf welche Art Mann oder Frau wir als Ehepartner wählen.
  • Ein animabesessener Mann mit schwachem Ego wir wahrscheinlich unbewusst eine dominierende, animusbeherrschte Frau wählen. Damit lebt er seine innere Situation in der äußeren Beziehung aus.
  • Eine Frau, die von ihrem inneren vernichtenden, negativen Animus beherrscht ist wählt einen Mann, der diesen neg. Animus für sie verkörpert, indem er alles an ihr schlechtmacht, negiert und kritisiert.
    Das erklärt einige der ungleichen Verbindungen, die geschlossen werden und es zeigt auch, dass wir wirklich keine freie Wahl haben, wenn wir nicht Bewusstheit entwickeln.
    Anima und Animus haben ihre dunkle Seite, doch in dieser Dunkelheit verbirgt sich das Potential für das Lichte.
  • Der erste Schritt, um sich von den negativen Auswirkungen zu befreien, besteht darin, das Problem zu erkennen.

Für den Mann gilt es also einzusehen, dass diese düstere weibliche Gestalt die Ursache seiner Launen, zwanghaften sexuellen Phantasien und seiner unstillbaren Rastlosigkeit ist. Sobald ihm das bewusst ist, beginnt die Arbeit der Differenzierung der Persönlichkeit. so z.B. lernt der Mann seine Launen von seinen Gefühlen zu trennen. Die Laune weist ihn auf das Fehlen von Gefühlen in Bez. und Arbeit hin. Er muss lernen eine Nähe zu seinen Gefühlen herzustellen und sie auszudrücken. Und hier treffen wir auf einen seltsamen Umstand: die Anima, die so negativ wirkt, wenn sie sich nicht wohl fühlt, hilft und erleichtert die positive Entwicklung.

Die Frau muss erkennen, dass hinter den Meinungen und destruktiven Kritik, die in ihrem Bewußtsein auftauchen, die innere Gestalt des Animus steht.

Um diesen ablehnenden Urteilen entgegenzutreten, muss die Frau herausfinden und abschätzen, was ihr wirklich wichtig ist. Sie muss die Kritiken des Animus hinterfragen und wird damit eigenen Boden finden, auf dem sie fest steht und ist dann in der Lage ihre weiblichen Gefühle und ihren Eros zu achten. So kann der Animus ihr dabei behilflich sein sich ihrer wahren Werte bewusst zu werden.