Todesangst - Panikattacken
Hier liegt die Urangst. Bei oberflächlicher Betrachtung hat man das Gefühl, dass Todesangst bei uns kein Thema mehr ist.
Wenn man sich den Tod nur als etwas vorstellt, was angetan, was gemacht wird, kann man Angst in Hass verwandeln und diesen im Kampf gegen die Verursacher ausleben. Die Ideologisierung dieses Kampfes spiegelt das Ausmaß der verdrängten Angst wieder. Überall wird das Krankmachende, das Todbringende verfolgt: Viren, Bakterien, wuchernde Zellen, Gene, schädliche Lebensweisen. Die muntere OK Gesellschaft ist also lange nicht so locker, wie sie sich gibt.
Solange man mit dem Tod umzugehen wusste und mit dem Gedanken an ihn lebte, war Angst kein großes Thema. Zunehmend wurde der Todesgedanken aus unserem Gedankengut ausgebürgert. Schlagworte wie Trauer, Freude, Liebe, Hass machen die Runde, aber Angst tauchte als Gemütszustand immer weniger auf.
Und plötzlich gab es ein neues medizinisches Phänomen.
Immer mehr Menschen von unterdrückten Todesängsten gequält entwickelten körperliche Symptome:
Herzklopfen, Herzrasen, dadurch stellt sich das peinliche Gefühl des herannahenden Todes ein. Dazu Gefühl von Druck auf der Brust, Zusammenschnüren des Halses, Klopfen im Kopf, Schwindel und Ohnmacht.
Trotzdem man in den seltensten Fällen eine Anomalie des Herzens fand, wurde diese Krankheit auch vom Patienten selbst dem Herz zugeordnet.
Was sie erleben ist eine überwältigende grauenhafte Todesangst. Diese wird im Herz lokalisiert und sie befürchten, dass das Herz versagen könnte.
Ähnliche Zustände erlebt man auch im Lampenfieber, nur weiß man da woher das Herzklopfen etc. rührt - man weiß wovor man sich fürchtet. Wer aber spontan und ohne unmittelbaren Grund von diesen Symptomen befallen wird, will nach einem Grund greifen, den er benennen kann. Dabei wird er zunächst von seinem Arzt unterstützt. Er wird durchgecheckt von oben bis unten. Immer mehr zeigen die diversen Befunde, dass keine körperlichen Störungen vorliegen
Nachdem man endlich die körperliche Tüchtigkeit dann also schwarz auf weiß bescheinigt hat geht man mit der Diagnose: Herzneurose, Angstneurose, Panik-Syndrom, Herzphobie nach Hause. Eigentlich müsste man dieses Leiden als Sterbeangstkrankheit bezeichnen.
Im schroffen Kontrast zu den Größenphantasien der Fortschrittzivilisation und des Stärkekults traut sich das durchschnittliche moderne Ich nicht mehr zu die Verantwortung für diese Angst zu übernehmen. Lieber Bypass oder Herzschrittmacher.
Es wird nicht einmal erkannt, dass es die eigene Angst ist und nichts Fremdes, was ihm vom Körper angetan wird.
Die Außen- und die Innenseite der Angstneurose
Im außen wirken die Betroffenen eher stark, keinesfalls als schwächliche, unselbstständige Persönlichkeiten. Sich nicht unterkriegen lassen ist ihr Hauptziel. Meist hat sich früh in der Kindheit ein Gefühl des nicht geliebt werden, des nicht gehalten werden, der Vereinsamung eingestellt. Das Kind konnte nur "überleben", indem es sich verschloss und auf den einzigen Halt verließ, der ihm geblieben war - auf sich selbst. Wenn auf Grund eines auslösenden Ereignisses, z. B. Tod einer geliebten Person dieser Ich - Schutz zusammenbricht, drohen sich die Ich - Grenzen aufzulösen. Was ist drinnen, was ist draußen? Die Hilflosigkeit und das Schutzlose aus der Kindheit in dem man zu sterben drohte, durchbricht erbarmungslos die aufgebaute Mauer und kommt an die Oberfläche und erzeugt hier Angst und Aggression. Viele Angstneurotiker können sich mit der eigenen Aggression nicht versöhnen und nachdem sie die passiven Gefühle des geliebt werden Wollens unterdrückt haben, fehlt ihnen die Gegenkraft zur Bändigung von Destruktivität und Selbsthass. Der Tod wird zum reinen Symbol der Destruktivität, wenn man den Schrecken nicht durch Trauer mildern kann.
Trauern ist eine Form von Mitleiden, das unaufgearbeitete Spannungen mit dem Verstorbenen dämpft. Das Beweinen erlöst und erleichtert. Aber diese Hilfe steht hier nicht zur Verfügung, nichts von dem Leid und der Verzweiflung kann ausgedrückt werden. Würde die Trauer zugelassen, besteht die Gefahr den Ich Schutz zu verlieren. Oft findet eine Selbstbestrafung statt, indem das Sterben der Bezugsperson in den Symptomen genau nachgeahmt wird.
Angstneurotiker brauchen einen Menschen, der ihnen gegenüber total verlässlich ist. Allein die Erfahrung, dass man ihnen einen festen, vertrauenswürdigen Halt bietet, mindert meist bald die panische Unruhe der Geängstigten.